Der Status der Osteopathie als Gesundheitsberuf

© Gattinger
Rund 30.000 Menschen in Österreich lassen sich pro Woche von einem Osteopathen oder einer Osteopathin behandeln. Die Wirkung der Osteopathie ist vor allem bei chronischen Schmerzzuständen belegt. Trotzdem ist die Osteopathie kein gesetzlich anerkannter Gesundheitsberuf. Im Zuge der PRAEVENIRE Gesundheitsgespräche 2022 wurde auf die Wirkungsweisen der Osteopathie und ihren Status als Gesundheitsberuf eingegangen.
Basierend auf einer Literaturanalyse von Univ.-Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch, Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung der Med Uni Graz, ist wissenschaftlich vor allem die Wirkung der Osteopathie bei chronischen Schmerzzuständen belegt. In 13 europäischen Staaten ist die Osteopathie als Gesundheitsberuf gesetzlich verankert, in Österreich fehlt dieser Status. Auch die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt, die Ausbildung nicht verbindlich geregelt. All das führt die OEGO, die Österreichische Gesellschaft für Osteopathie an, und fordert die Etablierung der Osteopathie als anerkannten Gesundheitsberuf mit geregelter Ausbildung. Im Zuge der PRAEVENIRE Gipfelgespräche auf der Alten Schafalm fand im August 2022 ein PRAEVENIRE Gesundheitsgespräch über die wissenschaftliche Evidenz der Osteopathie statt.

Msc. Margit Halbfurter, Präsidentin der OEGO, wies im Zuge des Gesprächs darauf hin, dass laut einer Umfrage der Statistik Austria aus dem Jahr 2019 bereits 10 Prozent der über 15-Jährigen in Österreich mindestens einmal im Jahr einen Osteopathen oder eine Osteopathin aufsuchten.

Das derzeitige Defizit der Anerkennung als gesetzlich geregelter Gesundheitsberuf führt unter anderem dazu, dass derzeit keine Refundierung der Therapiekosten durch die Krankenkassen besteht.
Um die Wirksamkeit von osteopathischen Behandlungen auch wissenschaftlich darzustellen, führte Andrea Siebenhofer-Kroitzsch (MedUni Graz) eine Analyse der derzeit existierenden Übersichtsarbeiten mit dem Titel „Wirksamkeit und Sicherheit osteopathischer Behandlungen – Systematic Overview of Reviews“ durch. Die Ergebnisse zeigten, dass osteopathische Behandlungen bei Erwachsenen mit chronischen nicht-onkologischen Schmerzen, chronischen Kreuzschmerzen, akuten Nackenschmerzen und bei frühgeborenen Säuglingen Wirksamkeit zeigten.
Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant (ABCSG), Teilnehmer des Gesundheitsgesprächs, drückte seine Freude über diese Studie zur Osteopathie aus und wies darauf hin, dass es sich bei der Osteopathie offensichtlich um eine junge Disziplin handle, die im klinischen Alltag Österreichs jedoch schon viel weiter sei. Auch Dr. Arno Melitopulos, Leiter der Landesstelle Tirol der ÖGK und Leiter der Abteilung für Versorgungsmanagement 3 der ÖGK, zeigte sich optimistisch: „An der ÖGK wird es am Ende nicht scheitern. (…) Innovationen erfolgen im öffentlichen Gesundheitswesen in einem recht strikten Prozess. Man muss mit dem System auch ein wenig Geduld haben.“

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