Mit etwa 5.000 registrierten Neuerkrankungen im Jahr ist Brustkrebs (Mammakarzinom) in Österreich eine der häufigsten Krebsformen bei Frauen. Das erklärte Ziel der WHO ist es, Brustkrebs bis zum Jahr 2030 zu heilen. Dank therapeutischer Innovationen liegt die kumulierte relative Überlebenswahrscheinlichkeit drei Jahre nach Diagnosestellung dem neuesten Österreichischen Krebsreport der Österreichischen Krebshilfe zufolge bei Brust-, Prostata-, Hoden- und Schilddrüsenkrebs mittlerweile bei 90,6 bis 96,9 Prozent. „Auch in den kommenden Jahren ist davon auszugehen, dass die Entwicklung und klinische Erforschung weiterer innovativer Medikamentengruppen, wie etwa Antikörperwirkstoffkombinationen, das Behandlungsfeld neu sortieren werden“, erklärte OA Dr. Daniel Egle von der Medizinischen Universität Innsbruck.
Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs, entscheidend ist, wie weit der Krebs fortgeschritten ist, ob er metastasiert ist oder ob weitere Erkrankungen vorliegen. „Relevant werden diese Unterscheidungen, wenn es darum geht, ob sich die Patientin in einem frühen oder fortgeschrittenen Erkrankungsstadium befindet. Ist der Krebs noch heilbar oder hat er bereits landläufig Metastasen gestreut? Dieses Spannungsfeld muss in den Medien intensiver beleuchtet werden, es braucht mehr Bewusstsein und Empathie gegenüber jenen Patientinnen, die nicht mehr gesund werden können, die sich in Dauertherapie befinden und ihr restliches Leben mit Schmerzen und etwaigen therapeutischen Nebenwirkungen zurechtkommen müssen“, betonte die Brustkrebsaktivistin (Claudias Cancer Challenge) Mag. Claudia Altmann-Pospischek.
Lag früher das Überleben der Patientinnen im Vordergrund, ist heute die Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen in ihrer Bedeutung gestiegen. „In der Vergangenheit war es unser oberstes Ziel, die Überlebenszeit der Patientinnen zu verlängern. Heute stellen die verfügbaren Medikamente echte Alternativen zur Chemotherapie dar; die Nebenwirkungsprofile sind absolut akzeptabel. Wir sind also in der glücklichen Position, uns tatsächlich mit der Steigerung der Lebensqualität Betroffener auseinandersetzen zu können“, so Univ. Prof. Dr. Christian Singer von der Privatklinik Döbling in Wien.
Eine nötige psychoonkologische Betreuung sprach Univ. Prof. Dr. Beate Wimmer-Puchinger vom Bundesverband Österreichischer PsychologInnen an: „Eine Krebserkrankung reicht bis ganz tief in den Verarbeitungsmechanismus Betroffener hinein. Es braucht vor allem im niedergelassenen Bereich dringend die flächendeckende Option auf einen garantierten Zugang zu psychoonkologischer Begleitung, um den betroffenen Frauen und ihren Familien die bestmögliche ganzheitliche Versorgung zukommen zu lassen.“
Der Ausbau einer ganzheitlichen Betreuung der betroffenen Frauen, ein Auffangnetz nach der Diagnose sowie psychoonkologische Begleitung zusätzlich zur Krebstherapie, würde die Situation der Patientinnen wesentlich verbessern.